Die Geschichte unseres Dorfes Sielsdorf reicht zurück in das da 898 n.Chr. Im Lauf der Jahrhunderte wechselte Sielsdorf mitunter seinen Namen. So hieß es zunächst Selstena, wurde dann auch Seylsdorp genannt.
Sielsdorf oder besser gesagt Selstena wurde urkundlich erstmals im Jahr 898 genannt.
Am 4. Juni 898 schenkt König Zwentibold einem Stift in Essen u.a. das Gut Selstena. In der Urkunde heißt es:
„Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Zwentibold, durch Gottes Gnaden König. Wenn wir die Kirche Christi mannigfaltig auszeichnen, glauben wir, daß die nicht nur gegenwärtig zu unserer Ehre, sondern auch dem zukünftigen Heil unserer Seele dient. Daher soll es zur Kenntnis aller unserer Getreuen, sowohl der jetzt lebenden wie auch der zukünftigen, gelangen, dass unsere liebe Gattin Oda sowie auch der ehrwürdige Graf Otto unsere Milde angerufen haben, dass wir einem gewissen ehrwürdigem Kloster, mit dem Namen Astnide bezeichnet, welches errichtet worden ist zur Ehre der seligen Gottesmutter Maria und des heiligen Erlösers, sowie zu Ehre der seligen Märtyrer Cosmas und Damianus und anderer unzähligen Heiligen, wo eine geistliche Frau namens Wigburg den dort Gott dienenden Mägden als Äbtissin vorsteht, gewisse, uns zugehörige Güter zu Eigentum übertragen. In dem wir diesen Fürbitten unser gnädiges Ohr zugeneigt haben, haben wir dem vorgenannten Kloster, gemäß den Ansuchen, als Geschenk übertragen
Ein Gut im Dorf Hohingesdorp im Kölngau, die Güter Selstena und Guntherisdorp in der Stadt Köln, eine Königshufe, die Kirche und 11 hofesanhörige Mansen im Dorf Pissenheim im Ahrgau, je eine Königshufe mit anderen 12 diensthörigen Mansen in den Dörfern Kirdorf, Zieverich, Manheim, Küzzede, Desdorf und Gleuel im Künzig und Kölngau. Im Dorf Bruttig das Ackerland mit der Hofesstätte und den Weinbergen im Mayengau. Ferner im Mühl- und Jülichgau in den Dörfern Holzweiler, Borschemich Niederzier, Kleinbouslar, Mülforth, je eine Königshufe und 20 andere Mansen.
Deshalb haben wir den Befehl erteilt, gegenwärtiges Dokument unserer Willensmeinung anzufertigen, wodurch wir ernstlich verordnen, dass vorgenannten Güterkomplexe mit allen rechtlich dazugehörenden Ländereien, Kirchen, Weinbergen, Dienstleuten, Wäldern, Wasserläufen, Mühlen, Fischteichen in das Eigentum des vorgenannten Klosters übergehen sollen.
Damit diesem Akt beständige Rechtskraft beigemessen wird, haben wir die Urkunde unten durch Abdruck unseres Ringes bekräftigt und bestätigt.
Zeichen des Herren Zwentibold, des ruhmreichsten Königs und des Notars Waltgerus. Gegeben am 2. Tag der Nonen des Juni, im Jahre der Menschwerdung DCCCXVIII, in der ersten Indiktion, im vierten Jahr der Regierung des gerechten Königs Zwentibold. So geschehen im heiligen Kloster selbst, Astnide genannt, am Pfingsttag. Segen im Namen Gottes, Amen“
Hohingesdorp = Höninger Höfe bei Rondorf
Sielstena = Sielsdorf
Guntherisdorp = Junkersdorf
Quellen:
a) Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Rheinisches Urkundenbuch, ältere Urkunden bis 1100; Elten - Köln, S. Ursula; Wisplinghoff, Erich 1994; Seite 35, Nr. 162
b) Universitäts- und Landesbibliothek Bonn; Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Cöln, der Fürstenthümer Jülich und Berg, Geldern, Meurs, Kleve und Mark, und der Reichsstifte Elten, Essen und Werden aus den Quellen in dem Königlichen Provinzial-Archiv zu Düsseldorf und in den Kirchen- und Stadt-Archiven der Provinz, vollständig und erläutert Von dem Jahr 779 bis 1200 einschliesslich Lacomblet, Theodor Joseph 1840; Seite 43, Nr. 81; Abschrift und Übersetzung d. L. Heupts Ostermontag, den 13. 04 1998
Zentibold war König von Lothringen. 884 hat König Arnulf, damals König von Kärnten, seinem Lothringen einen eigenen Regenten gegeben, den 24-jährigen Zwentibold, ein uneheliches Kind des Königs. Zwentibold regierte nur 5 Jahre; im Jahre 900 fiel er im Kampf gegen die vielen Aufständischen. Zwentibold war verheiratet mit einer Adeligen, die vorübergehend als Kanonissin im Stift Essen lebte; vor allem hiermit wird das reiche Geschenk des Königs an das Damenstift in Verbindung gebracht.